Vor mittlerweile acht Jahren begann meine Reise in der faszinierenden Welt der Homeautomatisierung – und was für eine Entwicklung es gewesen ist! In diesem Blogpost möchte ich meine Erfahrungen, Herausforderungen und Learnings teilen, die mich von FHEM über openHAB bis hin zu Home Assistant geführt haben.

Der Start mit FHEM
Meine ersten Schritte in der Homeautomatisierung unternahmen mich mit FHEM. Obwohl FHEM viele Möglichkeiten bot, stellte sich schnell heraus, dass es auch einige Hürden gab:
- Schwierige Bedienung:
FHEM ist in Perl geschrieben, was es für mich schwer erweiterbar und oftmals unübersichtlich machte. - Eingeschränkte Flexibilität:
Trotz der umfangreichen Funktionen war es oft kompliziert, individuelle Anpassungen vorzunehmen.
Diese Herausforderungen führten mich schließlich dazu, nach einer Alternative zu suchen.
Der Umstieg zu openHAB

Bald fand ich in openHAB eine Plattform, die mir mehr Flexibilität und eine modernere Benutzeroberfläche bot. In den folgenden Jahren erweiterte und verfeinerte ich mein Setup:
- Eigene Bindings:
Ich entwickelte ein eigenes Binding für eine Revogi-Steckdosenleiste, was mir tiefe Einblicke in die Erweiterbarkeit von openHAB ermöglichte. - Browser-basierte Bedienung:
Mit openHAB 3 konnte ich endlich Regeln per JavaScript oder Blockly erstellen, ohne ständig Dateien editieren zu müssen. - Integration moderner Funktionen:
Von Sonnenstand-basierten Schaltungen bis hin zur erfolgreichen Homekit-Integration – openHAB bot viele Möglichkeiten, mein Smarthome genau so zu pflegen, wie ich es mir vorstellte. - Einsatz auf dem Raspberry Pi und später im Kubernetes-Cluster:
Anfänglich lief openHAB auf einem Raspberry Pi, später ergänzte ich das Setup um die openHAB Cloud. Mit dieser Lösung konnte ich auch sicher von außen auf openHAB zugreifen. Ein Usermanagement kennt openHAB nicht. Aufgrund des Ressourcenbedarfs migrierte ich das System schließlich auf meinen Kubernetes-Cluster.
Dennoch blieben auch bei openHAB nicht alle Probleme aus. Besonders die Homekit-Integration und komplexere Regelungen erwiesen sich als etwas fragil und umständlich in der Umsetzung.
Der Wechsel zu Home Assistant

Vor etwa drei Wochen habe ich Home Assistant kennengelernt – ein Wechsel, der mich überraschte:
- Schnelle Migration:
Nach einem Nachmittag Experimentieren auf einem Raspberry Pi entschied ich mich, Home Assistant auf meinem Kubernetes-Cluster zum Laufen zu bringen. Zu meinem Erstaunen gelang es mir, alle in openHAB erstellten Funktionen innerhalb einer Woche erfolgreich zu migrieren. - Verbesserte Benutzeroberfläche und Integration:
Home Assistant bietet eine schönere, intuitivere Oberfläche. Die Geräteintegration ist deutlich einfacher, da ich mich nicht mehr um Channels und Things und deren Verknüfung kümmern muss. Außerdem brauche ich keine Metadaten mehr hinzufügen, um z.B. Homekit zu ermöglichen oder bestimmte Darstellungen auf den Dashboards zu erreichen. - Automatisierung leicht gemacht:
Das Autodiscovery – unterstützt durch die Fritzbox-Integration – erkennt alle Elemente im Netzwerk automatisch. Zudem werden Automatisierungen wie das Starten des Projektors, das Einschalten eines Bluetooth-Empfängers und eines Röhrenradios oder die Steuerung der Weihnachtsbeleuchtung viel unkomplizierter umgesetzt.
Praxisbeispiele und Automatisierungsszenarien
Hier einige konkrete Beispiele, die den Unterschied zwischen openHAB und Home Assistant verdeutlichen:
- Fernsehabend-Setup:
Um fernzusehen muss ich den Projektor anschalten, einen Bluetooth-Empfänger sowie das Röhrenradio mit Strom versorgen. Mit einem Broadlink RM4 Mini starte ich den Projektor. In openHAB war das Anlernen dieses Geräts alles andere als intuitiv – hier musste ich einen eigenen MQTT-Client nutzen und einen weiteren Dienst in meinem Netzwerk laufen lassen. Dieser Dienst hatte die Aufgabe, mit MQTT übertragene Nachrichten zu empfangen und an den RM4 Mini weiterzugeben. Home Assistant hingegen ermöglicht das Anlegen eines Skripts in der Oberfläche. Mit diesen Skripten kann ich RM4 sowohl anlernen als aus Befehle abspielen, was den Prozess enorm vereinfacht. - Nachtlicht mit Bewegungsmelder:
Einen Bewegungsmelder für ein Nachtlicht zu nutzen, erforderte in openHAB ein eigenes Script, dass die Funktion abbildet. Darin mussten die Anforderungen wie die Dauer, ob es danach eine Pause geben soll oder bei welcher Helligkeit etwas passiert Home Assistant bietet dafür ein sogenanntes Blueprint, das den gesamten Vorgang automatisiert. - Thermostat-Steuerung:
Abends senke ich die Thermostate, sofern sie nicht im Automatikmodus laufen oder bereits unter der Zieltemperatur liegen. - Shelly i4plus:
Während ich für einen Shelly i4plus in openHAB eine komplexe Regel bauen musste, steht in Home Assistant wieder ein Blueprint zur Verfügung. - Weihnachtsbeleuchtung:
Die Weihnachtsbeleuchtung schaltet sich automatisch bei Sonnenuntergang ein. Während ich in openHAB hierfür ein Add-On nutzen musste, kennt Home Assistant bereits den aktuellen Sonnenuntergangswert und automatisiert den Prozess von selbst.




Betrieb im Kubernetes-Cluster
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Betrieb beider Systeme auf meinem Kubernetes-Cluster:
- Netzwerkzugang:
Beide Systeme benötigen den Zugang zum Hostnetzwerk der Node, um das Autodiscovery zu ermöglichen und Rückmeldungen von Geräten zu erhalten. - Ressourcenbedarf:
Home Assistant benötigt deutlich weniger RAM als openHAB, was sich positiv auf die Performance auswirkt. - Sicherheit:
Ein Nachteil beider Systeme ist, dass sie im Docker-Container mit Root-Rechten laufen – ein Aspekt, den ich aus Sicherheitsgründen stets im Auge behalte.
Tipps und Best Practices
Auf Basis meiner Erfahrungen möchte ich noch einige Tipps und Best Practices teilen:
- Backups über k3s:
Ich erstelle regelmäßige Backups über meinen k3s-Cluster. Dies ermöglicht mir, Konfigurationen und Automatisierungen sicher zu speichern und bei Bedarf schnell wiederherzustellen. - Home Assistant Community und Dokumentation:
Die lebendige Community, das aktive Forum und die umfangreiche Dokumentation von Home Assistant sind unschätzbare Ressourcen. Sie helfen bei der Fehlersuche, bieten zahlreiche Beispielkonfigurationen und inspirieren zu neuen Ideen. - Regelmäßige Updates:
Durch die kontinuierlichen Updates von Home Assistant bleiben sowohl Sicherheitsaspekte als auch Funktionserweiterungen immer auf dem neuesten Stand. Ein regelmäßiger Update-Prozess ist daher essenziell. - Blueprints nutzen:
Blueprints vereinfachen die Erstellung von Automatisierungen erheblich. Wiederkehrende Szenarien lassen sich damit schnell implementieren und die Pflege der Regeln wird wesentlich übersichtlicher.
Fazit
Die Reise von FHEM über openHAB zu Home Assistant war geprägt von stetigen Verbesserungen, neuen Herausforderungen und wertvollen Learnings. Home Assistant hat nicht nur meine bisherigen Automatisierungsszenarien abgelöst, sondern mir auch gezeigt, wie intuitiv und leistungsfähig moderne Smarthome-Lösungen sein können. Die verbesserte Benutzeroberfläche, einfache Integration von Geräten und die Unterstützung durch eine aktive Community machen den Umstieg mehr als lohnenswert.
Ich hoffe, meine Erfahrungen können auch euch inspirieren und unterstützen, den eigenen Weg in der Homeautomatisierung zu finden – egal, ob ihr gerade erst anfangt oder bereits auf der Suche nach einem System seid, das noch mehr Möglichkeiten bietet.
Hast du Fragen zu einem bestimmten Aspekt oder weitere Anregungen? Ich freue mich auf eure Kommentare und den Austausch in der Community!